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Zukunftskompetenzen für Führungskräfte: zuhören und fragen

Klaus Bongardt

Aufmerksames, achtsames Führen fängt für mich beim Zuhören an. Denken Sie kurz über Folgendes nach: Wie oft werden Sie im Gespräch unterbrochen, oder wie oft unterbrechen Sie Ihren Gesprächspartner? Das macht den Gedankenaustausch keinesfalls schneller, und der aufsteigende Frust verringert die Kreativität.

Ein Pionier der Organisationspsychologie, Edgar Schein, legt mit seinem 2016 erschienenen Buch „Humble Inquirie“ einen ebenso naheliegenden wie nachvollziehbaren Entwurf vor. Er spricht von „vorurteilslosen Fragen“. Damit sind Fragen gemeint, deren Antworten nicht bekannt sind und die aus echter Neugier und Interesse am Gegenüber/am Thema gestellt werden. Das, was Beziehungen am besten aufbaut, zudem Probleme löst und die Dinge weiterbringt, ist das Stellen der richtigen Fragen. Die Belohnung besteht darin, dass der andere etwas mitteilt, das man zuvor nicht wusste. Das Problem: häufig wird es bei Führungskräften immer noch mehr wertgeschätzt, anderen etwas zu erklären, sie zu belehren und Anweisungen zu geben statt offen zu fragen. 

Als Führungskraft sind Sie der erste Personalentwickler im Unternehmen

Bei dem hohen Bedarf an Talenten ist die Bindung qualifizierter Mitarbeiter unverzichtbar. Mitarbeiter entscheiden sich für Unternehmen, die ihnen umfassende (Weiter)-Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Eine attraktive Lernumgebung ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor im Kampf um die besten Talente.

Dazu gehört es auch, dass bei Problemen nach Lösungen gesucht wird und nicht nach Schuld oder Schuldigen. Das führt zu Rechtfertigung und Zeitverschwendung und ist in vielen Fällen überflüssig. Insbesondere dann, wenn Aufgaben zu lösen sind, für die es keine eindeutigen Antworten gibt. Aus Fehlern zu lernen ist eine wichtige Voraussetzung für agile Entwicklung. Fehler gehören zur Entwicklung. „Fail fast“ ist das Motto. Ermutigen Sie dabei Ihren Gesprächspartner durch konstruktives Feedback, schnell zu reagieren. Schnelles, zeit- und projektnahes Feedback und Feedforward führen zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Mitarbeiterleistung und des Arbeitsklimas.

Disruptive Entwicklungen sind am besten in heterogenen, vielfältig besetzten Teams zu bewältigen. Die Führungskraft sollte sich daher als erster Personalentwickler im Unternehmen verstehen. Talente können nur im täglichen Doing entdeckt werden. Es ist der Job von Führungskräften, die Persönlichkeiten und Talente von Mitarbeitern zu erkennen und zu fördern. Die Aufgaben im Team sollten so verteilt sein, dass möglichst viele das tun, was ihren Stärken entspricht!

Dazu braucht es wandelbare und experimentierfreudige Führungspersönlichkeiten, die die Entwicklung ihrer Mitarbeiter auch als Coach, Supervisor und Sparringspartner begleiten. Wichtig ist hier, den Versuch zu unternehmen, Voreingenommenheit zu minimieren: sorgfältig beobachten – nicht vorschnell interpretieren. Jeder hat seine „Unconscious Bias“, seine unbewussten Vorannahmen in seinem Rucksack. Auch Führungskräfte sind in ihrer Rolle davon betroffen. Und daher gilt es, das Thema ins Bewusstsein zu holen und nach eventuell vorhandenen Vorurteilen zu „fahnden“, um wahrhaft vorurteilsfrei fragen und zuhören zu können.

Gerne stehe ich Ihnen als professionaler Fahnder zur Verfügung– unter 0251-974 483 69 oder hello@fishingbig.de erfahren Sie mehr über eine mögliche Zusammenarbeit.

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